Agapornis-Projekt der GAV

Für das Überleben von einer Vielzahl unterschiedlicher Vogelarten in Menschenobhut liegt das Schicksal in den Händen von privaten Züchtern und zoologischen Einrichtungen. Immer öfter werden die in Menschenhand befindlichen Populationen einzelner Spezies als genetische Reserve für die artgleichen Verwandten in ihrer natürlichen Heimat angesehen. Das European Preservation Project for Agapornis Species (EPPAS) besteht seit 2009 und ist seit dem Jahr 2014 in der Gesellschaft für Arterhaltende Vogelzucht e.V. (GAV) integriert. Ziel der Initiative ist es die Angehörigen der Gattung Agapornis ohne den direkten Einfluss von Mutationen und vor allem artenrein zu vermehren.

Foto: Jörg Asmus Der Fortbestand einiger Vogelarten liegt in der Hand von Zoos und Privatzüchtern. Hier ein junges Rußköpfchen.


Voraussetzungen

Die Grundvoraussetzungen für die Einleitung solcher Projekte sind stets verschieden - die Ziele sind jedoch immer gleich. Für die Erhaltung einer gesunden Population der entsprechenden Spezies soll mit Hilfe einer möglichst großen Anzahl von Teilnehmern dieser Zuchtbemühungen auch gleichzeitig eine größere Individuenzahl an Angehörigen einer Vogelart vereinigt werden. Die Erhaltung der genetischen Variabilität ist eines der Hauptziele unseres Bestrebens. Bei einer solchen Projektarbeit sind im Laufe der Zeit viele einzelne Tätigkeiten durchzuführen, die die Initiative zu guter Letzt zu dem macht was sie ist. Wie bei der Durchführung aller Projekte müssen anfangs Tätigkeitsschwerpunkte festgelegt werden, die vorangig beachtet werden müssen und auf die dann schließlich die weiteren Handlungen basieren.

Zur Erfüllung der strengen Kriterien eines anspruchsvollen Zuchtprojektes sollte möglichst eine hinreichend große Gründerpopulation an Exemplaren einer Spezies vorhanden sein. Über die genaue Individuenzahl, die zu Beginn einer solchen Initiative zur Verfügung stehen muss, sind sich selbst Wissenschaftler gegenwärtig immer noch uneinig. Von der einen Seite wird verkündet, dass mindestens 120 Angehörige einer Art zur Gründung eines Zuchtbuchs zwingend notwendig sind; diese Tiere sollten dann auch in keinster Weise miteinander verwandt sein. Im Grunde bedeutet dies, dass diese 120 Vögel entweder noch als Wildfänge vorrätig sein müssen, wobei auch hier der Verwandtschaftsgrad nicht mehr zweifelsfrei festgestellt werden kann, oder man müsste 120 Nachzuchten von 120 verschiedenen Eltern als Grundstock verwenden. Dazu müssten bestenfalls auch noch die Verwandtschaftsgrade der Elterntiere untereinander bekannt sein. Von der anderen Seite heißt es, dass auch mit wenigen Ausgangstieren versucht werden sollte eine lebensfähige Population zu erhalten, auch wenn diese enger miteinander verwandt sein sollten.

Bei einigen Agaporniden-Arten stellt sich die Situation so dar, dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch die benötigten 120 Exemplare für eine Gründerpopulation unsere Bemühungen zur Verfügung stehen könnten, aber ob diese auch tatsächlich die geforderten weiten Verwandtschaftsverhältnisse erfüllen, dürfte fraglich sein.

Foto: Jörg Asmus Bei den Rußköpfchen sind noch einige artenreine, wildfarbene Individuen vorhanden. Diese Bestände müssen zusammengefasst und fachmännisch betreut werden, um die Population auch längerfristig am Leben zu erhalten.


Ziele und Durchführung des Projektes

Vorangiges Ziel in den Anfangsmonaten nach Projektbeginn war es Ausgangstiere für eine gesunde, artenreine und mutationsfreie Gründerpopulation von den einzelnen Agapornis-Spezies zu finden. Uns waren bereits einige Privatzüchter und auch zoologische Einrichtungen bekannt, die diese strengen Kriterien zur Teilnahme an dem Projekt erfüllten. Mit diesen Züchtern und Institutionen stehen die Koordinatoren schon seit längerer Zeit im engeren Kontakt und die Bereitschaft zur Mitarbeit in dem Projekt ist bei allen vorhanden. Wir gehen jedoch davon aus, dass sich noch weitere Agaporniden in Menschenobhut befinden, die diese Bedingungen erfüllen und somit äußerst wertvoll für die Entwicklung unserer Bemühungen sein könnten. Derartige Individuen müssen nunmehr ermittelt und deren Besitzer zur Teilnahme an dem Zuchtprojekt animiert werden.

Das EPPAS-Projekt endet nicht an den Ländergrenzen Deutschlands. Zum jetzigen Zeitpunkt meldeten sich bereits Züchter aus der Schweiz, aus Spanien, aus Österreich, den Niederlanden, Dänemark, Großbritannien, Belgien und aus Frankreich, die Interesse an einer Zusammenarbeit zum Zweck der Erhaltung der Agapornis-Spezies in Menschenobhut zeigen. Als ertes hat sich in Spanien im Februar 2010, später dann auch in den Niederlanden, der Schweiz und in Dänemark, eine nationale Abteilung unserer Initiative gegründet. Auch die Mitgliedschaft in einer Vogelzüchterorganisation ist nicht zwingend vorgeschrieben. Letztendlich zählt jeder Angehörige der Gattung Agapornis als Teil dieser Bemühungen und nicht die Herkunft von dessen Besitzer bzw. dessen Vereinsangehörigkeit.

In den folgenden Monaten nach der Gründung der Initiative wurde durch geeignete Werbemaßnahmen auf dieses Projekt hingewiesen. Die Erstellung und ständige Aktualisierung einer Internetseite war dabei nur ein Teil, andererseits wurde auch in diversen Fachzeitschriften auf die Initiative aufmerksam gemacht und wir hoffen, dass auch die Mund-zu-Mund-Werbung nach wie vor einen weiteren Teil dazu beitragen wird.

Mit der entstandenen Gründerpopulation sollte nunmehr durch verwandtschaftsferne Verpaarungen versucht werden, möglichst viele Nachkommen zu erzeugen. Zu diesem Zweck werden die Daten der gemeldeten Vögel in ein bereits bewährtes Computer-Programm gespeichert, dass bei Neuverpaarungen die Berechnung eines Inzuchtkoeffizienten zulässt. Auf diese Weise können Inzuchtdegenerationen bei nachfolgenden Generationen weitestgehend vermieden werden. In gleicher Weise muss dann natürlich auch mit den nachgezogenen Vögeln dieser beiden Spezies verfahren werden, um so eine größtmögliche genetische Variabilität zu erhalten.

Artenreine und mutationsfreie Agaporniden werden nach und nach ein Zertifikat erhalten. Die strengen Regeln für dieses Zertifizierungssystem sind von Verantwortlichen der GAV erarbeitet worden. Eine Zertifizierung kann natürlich nur für gemeldete Tiere erfolgen. Es sei aber vorwegzunehmen, dass eine Zertifizierung nicht gleichbedeutend ist mit einem Standard. Ein Standard kann uns eigentlich nur die Natur vorschreiben und demzufolge nur ein Querschnitt aus der Gesamtpopulation einer Spezies in den ursprünglichen Vorkommensgebieten sein, mit all den darin auftretenden Variationen innerhalb jenes Bestandes. Für eine Vermehrung von Wildvögeln verbietet sich nahezu die Orientierung des Züchters nach Richtwerten wie vorgegebene Maße und Sitzpositionen sowie vorgeschriebener Proportionen gewisser Körperteile zueinander.

Bei einer hohen Vermehrungsrate wird es unumgänglich sein, dass einige Agaporniden auch an Züchter oder Institutionen abgegeben werden müssen, die bis dahin keine Teilnehmer des Projektes waren. Jedoch sollte es im Interesse eines jeden Projektteilnehmers sein Neubesitzer dieser wertvollen Vögel davon zu überzeugen, sich künftig auch mit dem Zuchtprojekt für die Erhaltung der Agapornis-Spezies zu identifizieren, den hohen ideellen Wert dieser Wildvögel zu erkennen und sich somit vielleicht einen Schritt weit von der häufig vertretenen Rassenzucht zu entfernen.


Die Erhebung und Speicherung bestimmter Daten ist zur Projektdurchführung zwingend notwendig. Um als Besitzer von artenreinen und muationsfreien Agaporniden an dem Zuchtprojekt teilnehmen zu können sollten Sie sich als Teilnehmer bei dem Koordinator der Initiative melden.

Neuigkeiten zum EPPAS-Projekt werden auf dieser Homepage bei Notwendigkeit veröffentlicht.

Der Kontakt zu Wissenschaftlern, die sich im Freiland mit dem Studium der Agaporniden befassten oder noch immer beschäftigen, ist ein weiterer wichtiger Aspekt in der Projektarbeit. Pioniere auf diesem Gebiet sind sicherlich die Wissenschaftler Dr. Louise Warburton (Groß Britannien) und Prof. Mike Perrin (Südafrika). Mit beiden Personen haben die Koordinatoren in den zurückliegenden Jahren mehrmals Verbindung aufgenommen und von ihnen die Ergebnisse ihrer Arbeit an den Rußköpfchen im Freiland übermittelt bekommen. Des Weiteren besteht ein enger Kontakt zu der Dipl. Biologin Tiwonge Gawa (Malawi) von BirdLife Malawi. Sie ist die Repräsentantin des African Bird Club in Malawi und führte 2010 eine Freilandstudie am Erdbeerköpfchen durch. Am Rosenköpfchen interessierte Züchter wird sicherlich schon einmal der Name Dr. Henry Ndithia von den National Museums of Kenya begegnet sein. Dr. Ndithia forschte vor nicht allzu langer Zeit in Namibia am Rosenköpfchen und bot ebenfalls seine Unterstützung bei unserem Projekt an. Prof. Mike Perrin unterstützt das GAV-EPPAS-Projekt direkt als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Gesellschaft für Arterhaltende Vogelzucht e.V. (GAV).



Datenerfassung

Zur Zuchtbuchverwaltung nutzen die Koordinatoren ein bereits bei anderen Erhaltungszuchtprojekten bewährtes Computer-Programm. Diese Software erlaubt es den Zuchtbuchführern (Koordinatoren) mit wenigen Handgriffen einen genauen Überblick über den derzeitigen Bestand zu erlangen sowie auf Anfrage hin eine Auswahl der besten Partnervögel zu benennen und auf diese Weise auch auf möglichst verwandtschaftsferne Verpaarungen hinzuwirken.

Eine gesunde Population mit einer größtmöglichen genetischen Variabilität ist das große Ziel genau dieser Tätigkeit. Um die Arbeit mit dem Verwaltungsprogramm so effizient wie nur möglich zu gestalten sind einige Daten vom Projekt-Teilnehmer an die Zuchtbuchführer (Koordinatoren) zu übermitteln, die hier nachfolgend im Einzelnen aufgeführt sind. Diese Daten sind aber natürlich auch Inhalt eines Meldebogens, der von jedem Teilnehmer des Projektes ausgefüllt werden muss. Nachfolgend aufgeführte Daten sind für die Datenerfassung interessant, zwingend notwendig sind aber nur die mit einem * gekenzeichneten Daten. Bei den Angaben zum Züchter, zum Verkauf, zu einem entflogenen oder verstorbenen Tier bitte unbedingt immer die jeweilige Ringnummer des betreffenden Vogels mit angeben!




Jeder Einzelvogel

Zuchtprojekt-Teilnehmer

Züchter

Brutpaare

Verkauf

Entflogen

Verstorben